Die 25 Musiker des Akkordeon-Orchesters Tiengen stehen auf. Dirigentin Marlene Adam verneigt sich vor dem Publikum im katholischen Pfarrsaal in Tiengen. Sie lächelt zufrieden und deutet auf ihr Ensemble, das in rund zwei Stunden ein gelungenes Konzert mit vielen Facetten gegeben hat.

Marlene Adam legte für das Tiengener Akkordeon-Orchester schwierige Partituren auf. Ab Januar probte sie mit ihren Akkordeon-Spielern ungarische Musik und Klassiker des amerikanischen Komponisten Georg Gershwin, zwei auf den ersten Blick völlig kontroverse Musikstile. Das Konzert stand unter dem Titel „Ungarn meets Gershwin“. Das Orchester wagt die zarte Annäherung des Feuers aus Ungarn mit der Broadway-Musik der 20er Jahre.

Der Vorsitzende Ralf Flum weckt das Interesse der 100 Zuhörer im Saal: „Marlene Adam hat mit dem Orchester ein spannendes und abwechslungsreiches Konzert zusammen gestellt.“ Die Tiengener Akkordeon-Spieler meistern schwierige Partituren. Besonders der erste Teil, Musik aus Ungarn und vom Balkan, verlangt ihnen einiges ab.

Die Dirigentin bestätigt in der Pause: „Das war der anspruchsvolle Teil.“ Sie schmunzelt und ergänzt: „Das ist gut so, das fordert die Musiker.“ Tatsächlich ist es nicht einfach, das Feuer der Menschen in der ungarischen Puszta und die Idylle der Landschaft auf den Tasten des Akkordeons rüberzubringen. So facettenreich wie das Land, so abwechslungsreich ist die Musik, die mit vielen Halbtönen gespickt ist. Das Orchester spielt sie aus dem Effeff. Moderatorin Kerstin Müller sagt es charmant: „Stellen Sie sich vor: Es ist Abend, ein junges Mädchen sitzt am Ufer des Flusses, aus der Ferne erklingt wehmütig Musik.“

Der Übergang zum zweiten, rhythmischen Teil gelingt den Musikern scheinbar mühelos. Mit dem Titel „Crossline“ von Bernd Glück schaffen sie den nahtlosen Übergang zu Gershwin. Dessen Musik scheint wie geschaffen für Arrangements für das Akkordeon-Orchester. Das Publikum quittiert die Leistung mit viel Beifall.

Michael Neubert, Südkurier